2015 brachte der Mildenberger Verlag das erste Übungsheft - Willkommen in Deutschland für DaZ heraus. Es ist ein einfaches Arbeitsheft für Grundschüler auf dem Niveau A1. Man kann es aber auch mit älteren Schülern und im fortgeschrittenen Alpha-Unterricht nutzen. Ebenfalls in 2015 erschien das Heft II - nach einem ähnlichen Strickmuster, aber mit anderen Themen.
Beispielseiten aus der Leseprobe 1401-61 - mit frdl. Erlaubnis des Mildenberger Verlags
Beispielseiten aus der Leseprobe 1401-62 - mit frdl. Erlaubnis des Mildenberger Verlags
Beide Hefte sind gekennzeichnet durch ihren klaren Aufbau, eine übersichtliche Seitengestaltung, ansprechende Grafiken, farbige Silbentrenner als Lese- und Schreibhilfen, farbliche Kennzeichnung der Artikel ... Außerdem gibt es einen herausnehmbaren Lösungsteil und eine ebensolche farbig bebilderte Wörterübersicht - stabil gedruckt auf Karton. Auf Dauer würden die Heft durch die Gleichförmigkeit der Aufgaben etwas eintönig, wenn sie das einzige Material wären. Sie eignen sich aber gut als Ergänzungsmaterial zu anderen Kursbüchern und zur Flut der Arbeitsblätter.
Das tollste an diesen Übungsheften sind die vertonten Wörterlisten zu Heft I und zu Heft II, die im Internet ohne Zugangsbeschränkung angeboten werden. Sie sind unabhängig von irgendwelchen Lehrwerken zur Erweiterung des Wortschatzes und zum Trainieren der Aussprache zu nutzen - obwohl ich auch hier Verbesserungvorschläge hätte. Ich bin wohl etwas mäkelig und finde immer zielstrebig das, was mir nicht gefällt. Die Lerner werden z.B. nicht verstehen, warum einige Wörter doppelt genannt: dein - deine - dein - deine. Die grammatische Begründung kennen sie ja nicht.
Aus der Einsicht, dass nicht alle Schüler lesen und schreiben können, brachte der Verlag 2016 das Übungsheft "Willkommen ... - lesen und schreiben lernen" heraus. Inhalte und Bilder richten sich nach Heft I. Hinzu kommen umfangreiche Schreibübungen auf farbig hinterlegter Lineatur und mit blau-roten Silbentrennern - wie in den anderen Heften auch. Ich war erst einmal begeistert, dass Leselerner und schreibkundige Schüler in ähnlichen Büchern parallel arbeiten können. In heterogenen Lerngruppen ist es ja eher üblich, dass die A1-Lerner das "anspruchsvolle" Material bekommen und die Analphabeten "Blätter mit vielen Linien" und ganz anderen Themen. Zwischen diesen Gruppen muss der Lehrende dann den pädagogischen Spagat vollführen und es schaffen, dass beide Gruppen auch vorlesen können, was sie geschrieben haben.
Beispielseiten aus der Leseprobe 1401-69 - mit frdl. Erlaubnis des Mildenberger Verlags
Auf den zweiten Blick hat die gute Idee dann allerdings ihre Tücken. Die Buchstabenprogression orientiert sich an den Wörtern und Themen im Heft I. Auf der allerersten Schreibseite werden die Buchstaben e und v eingeführt und in zehn, sechs und vier umkringelt. Die Ganzwörter werden nachmalend abgeschrieben. Dann kommen ei und z dran - aufzufinden in den Wörtern eins, zwei und wieder zehn. Zum nächsten Thema Farben geht es mit a, au und o , b weiter. Danach kommen g, n und B, u, und l, i, t und tz, ü dran. In den Wörtern Bleistift, Buntstift, Klebstoff und Lineal werden dann st, L umkringelt ... usw ... Da lacht das Linguistenherz über so viele Spezialfälle.
Trotzdem ist die Idee mit den parallelen Heften gut. Man müsste die Ausführung nur geschickter (nämlich zweigleisig) angehen. Aber dazu schreibe ich sicher später noch etwas.
Quelle: Vorschaubild Cover von Willkommen I und II - mit frdl. Erlaubnis des Mildenberger
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